Aktuelle Informationen zur "schrittweisen Öffnung"
Konkrete Schritte ab 14. Mai 2020
Siegburg. Wichtige Informationen zum Thema "Schrittweise Öffnung der Kindertagesbetreuung", sowie ein Schreiben des NRW-Familienministers sind im Dowloadbereich abrufbar.
Folgende Informationen sind darin ersichtlich:
"Nach inzwischen sieben Wochen stehen alle Familien mit kleinen Kindern, die bisher
nicht anspruchsberechtigt sind für eine Kindertagesbetreuung, unter enormem Druck.
Die gegenwärtigen Beschränkungen stellen für Kinder unter bildungs- und entwicklungspsychologischen
Aspekten einen schweren Einschnitt dar.
Die Jugend- und Familienministerkonferenz der Länder (JFMK) hat daher beschlossen,
dass die Kindertageseinrichtungen und die Kindertagespflege behutsam und
schrittweise und unter Berücksichtigung der jeweiligen Situation vor Ort in den folgenden
vier Phasen wieder geöffnet werden sollen: von der Notbetreuung (1), über
eine erweiterte Notbetreuung (2), einen eingeschränkten Regelbetrieb (3) bis hin zum
vollständigen Regelbetrieb (4). Gemäß dieses Vier-Phasen-Modells befindet sich
Nordrhein-Westfalen, wie alle anderen Länder auch, nach wie vor in der zweiten
Phase.
Die Grundzielstellung für die Öffnung der Kindertagesbetreuungsangebote in Nordrhein-
Westfalen ist, dass alle Kinder, die in der Regel einen Platz in einem Kindertagesbetreuungsangebot
haben, auch sobald wie möglich wieder an Angebote der Kindertagesbetreuung
angebunden werden.
Konkrete nächste Schritte
Der o.g. JFMK-Beschluss vom 28.04.2020 benennt Zielgruppen mit Blick auf Kinder
und Eltern, denen im Zuge der Öffnungsschritte der Kindertagesbetreuung eine Inanspruchnahme
vordringlich ermöglicht werden sollte, weil ein besonderes Förderpotential
besteht. Auf dieser Basis wurde für die schrittweise Öffnung der Kindertagesbetreuung
in Nordrhein-Westfalen folgendes Modell entwickelt:
Ab dem 14.Mai 2020
Die Kindertagesbetreuung in Kindertageseinrichtungen wird geöffnet für Vorschulkinder
mit einer Anspruchsberechtigung nach dem Bildungs- und Teilhabepaket. Zudem
dürfen Kinder mit Behinderungen und Kinder, die von einer wesentlichen Behinderung
bedroht sind, und bei denen dies von einem Träger der Eingliederungshilfe festgestellt
wurde, wieder in Kindertageseinrichtungen oder in Kindertagespflegestellen
betreut werden. Die Kindertagespflegestellen mit ihrem familiennahen und überschaubaren
Betreuungsangebot werden für Kinder, die ihr zweites Lebensjahr vollendet
haben, geöffnet.
Ab dem 28. Mai 2020
In einem weiteren Öffnungsschritt sollen am 28.05. alle weiteren Vorschulkinder in
die Kindertageseinrichtungen aufgenommen werden.
Weiterer Öffnungsschritt im Juni:
Ziel ist, im Laufe des Monats Juni allen Kinder den Besuch ihrer Einrichtung oder ihrer
Kindertagespflegestelle zu ermöglichen. In welchem Umfang dies möglich ist,
kann heute noch nicht seriös prognostiziert werden. Dies wird fortlaufend vor dem
Hintergrund der Entwicklung des Infektionsgeschehens, den Erfahrungen aus den
vorangegangenen Schritten und aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen mit den
beteiligten Partnern auf Landesebene beraten und entschieden werden. Alle Voraussetzungen,die ein solcher Schritt erfordert – Hygienefragen, Personalfragen, pädagogische
Aspekte – werden dabei genau geprüft und soweit erforderlich auch neue
Empfehlungen herausgegeben.
Laufende Angebote für Kinder, die noch nicht in der Betreuung sind:
Für die Kinder, die derzeit noch nicht in der Betreuung aufgenommen bzw. angebunden
werden, sollte, soweit dies möglich und pädagogisch sinnvoll ist, ein regelmäßiger
Kontakt sichergestellt werden, z.B. telefonisch, per Videotelefonie oder auch über
persönliche Kontakte unter Wahrung des Abstandsgebotes. Zudem sollte es einen,
soweit möglich, systematischen Kontakt zu den Eltern geben.
Schließzeiten in den Sommerferien
Geplante Schließzeiten in den Sommerferien können aufrechterhalten werden. Eine
Notbetreuung muss, über die regelhafte Betreuung, die in diesen Fällen auch im
Regelbetrieb angeboten wird hinaus, in dieser Zeit nicht stattfinden."
Hier noch das Anschreiben des Ministers Dr. Stamp:
"Liebe Eltern,
die Corona-Pandemie stellt uns alle vor ungeahnte Herausforderungen.
Insbesondere für Familien mit Kindern ist der Lock-Down
eine enorme Belastung. Als Familienvater von zwei Töchtern weiß
ich, wie sehr sich die Kinder nach ihren Freundinnen und Freunden
sehnen. Ich weiß, wie wichtig es ist, dass Kinder wieder täglich in
der Kindertagesbetreuung gefördert werden. Und ich weiß, mit welchen
Härten Eltern unter den derzeitigen Umständen zu kämpfen
haben, um Familie und Beruf irgendwie gemeinsam hinzubekommen.
Ich habe daher mehrfach öffentlich kritisiert, dass die Perspektive
von Familien in der öffentlichen Diskussion zu kurz kommt.
Gerade Familien mit jüngeren Kindern haben mit großem Verzicht
Außergewöhnliches geleistet und entscheidend dazu beigetragen,
die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Dafür danke ich Ihnen
von ganzem Herzen.
Wir können jetzt die Kindertagesbetreuung schrittweise wieder öffnen.
Ich hätte mir dabei gewünscht, dass wir als Länder hier vom
Bund schon früher grünes Licht bekommen hätten, denn ein Konzept
lag vor. Umso wichtiger ist es, jetzt keine Zeit zu verlieren, um
die weiteren Öffnungsschritte zügig einzuleiten.
Bei allen Schritten müssen wir allerdings bedenken, dass wir mit
jüngeren Kindern die Abstandsregeln nicht einhalten können. Im
Gegenteil: Sie brauchen Nähe und Geborgenheit. Darum haben wir
ein Konzept entwickelt, wie mit kleineren Gruppen Hygieneregeln
eingehalten werden können und ein verantwortbarer Umgang in
den Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege möglich ist.
Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass uns momentan viele Fachkräfte fehlen, die zur Risikogruppe gehören. Die Träger von Kindertageseinrichtungen und die Kindertagespflegestellen müssen derzeit mit landesweit über 20 Prozent weniger Personal arbeiten. Wir haben also insgesamt durch die kleineren Gruppen einen höheren Betreuungsaufwand bei deutlich weniger Personalressourcen.
Deswegen können in den nächsten beiden Öffnungsschritten noch nicht alle Kinder berücksichtigt werden. Wir haben nach vielen intensiven Beratungen mit Kommunen, Trägern, Verbänden der Kindertagespflege, Gewerkschaften und Landeselternbeirat Kriterien festgelegt, mit denen wir bei der stufenweisen Öffnung vorgehen.
Wir haben die Vorschulkinder besonders berücksichtigt, um ihnen einen guten und geordneten Übergang aus ihrer Kita-Zeit zu ermög-lichen. Ebenso möchten wir allen Kindern, die das zweite Lebensjahr vollendet haben, die Möglichkeit geben, wieder in ihrer Kindertagespflegestelle betreut zu werden. Auch hier wollen wir genug Zeit für einen geordneten und liebevollen Übergang in die Kindertageseinrichtung schaffen.
Darüber hinaus nehmen wir Kinder mit Behinderungen in den Blick. Diese Kinder haben oftmals erhöhten pädagogischen Förderbedarf und brauchen darüber hinaus Therapien, die vielfach in der Kinder-tagesbetreuungseinrichtung erbracht werden.
Ich weiß, dass ich viele Familien enttäusche, die durch die Öffnungsschritte noch nicht entlastet werden. Manche hätten sich lieber ein tage- oder stundenweises Konzept gewünscht, das dann noch mehr Kinder eingebunden hätte. Wir haben dies mit den Trägern intensiv diskutiert, sind aber in der Abwägung zu dem gemeinsamen Ergebnis gekommen, dass nur wenige Stunden an wenigen Tagen den Familien nur wenig hilft, während wir mit dem gewählten Schritt zunächst für die Kinder, die sich in einem Übergang befinden, eine echte Betreuung ermöglichen können.
Es haben mich auch Zuschriften erreicht, die gefordert haben, die Entscheidung den Kitaleitungen vor Ort zu übertragen. Dies wäre für mich vielleicht der bequemste Weg gewesen. Aber auch hier haben wir auf ausdrücklichen Wunsch der Träger den gemeinsamen Entschluss gefasst, die Entscheidung, wer kommen darf und wer nicht, nicht auf die Kitaleitungen abzuwälzen und im ganzen Land gleich vorzugehen. Darum öffnen wir in Schritten.
Im Juni wollen wir einen weiteren Öffnungsschritt vollziehen, bei dem alle Kinder einbezogen werden. In welchem Umfang dies möglich ist, können wir heute noch nicht präzise voraussagen. Das wird davon abhängen, wie viele Fachkräfte in der Kindertagespflege und in den Einrichtungen zur Verfügung stehen und ob weitere wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Infektionsgeschehen auch wieder größere Gruppen zulassen.
Es wäre unfair, Ihnen heute Versprechen zu geben, die nicht eingehalten werden können. Ich verspreche Ihnen aber, dass ich mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiterhin fortlaufend unsere Konzepte weiterentwickeln werde, um so schnell wie möglich und verantwortbar allen Kindern wieder ihre Kindertagesbetreuung zu ermöglichen.
Ich weiß, dass wir Ihnen viel zumuten. Gleichzeitig hoffe ich, dass ich Ihnen erläutern konnte, warum wir diesen Weg der schrittweisen Öffnung gehen.
Ich bitte um Ihr Verständnis und wünsche Ihnen, Ihren Familien und uns allen Kraft und Gesundheit für die nächsten Wochen."