"Kindertageseinrichtungen im Pandemiebetrieb"

Ministerielles Schreiben im Downloadbereich verfügbar

Siegburg. Das aktuelle ministerielle Schreiben zum Thema "Kindertageseinrichtungen im Pandemiebetrieb" ist  im Dowloadbereich abrufbar.

Folgende Informationen sind dort ersichtlich:

Sehr geehrte Damen und Herren,

dieses Jahr hat uns alle vor ungeahnte Herausforderungen gestellt. Zwar konnte mit den Maßnahmen des Lockdown Light seit Anfang November der exponentielle Anstieg des Infektionsgeschehens gebremst werden, aber es gibt keine Entwarnung. Die Infektionszahlen sind immer noch hoch. Wir alle haben gehofft, dass die neuerlichen Maßnahmen zu einer deutlicheren Reduzierung der Infektionszahlen führen. Das ist leider nicht der Fall. Und auch wenn wir mit Blick auf den möglichen Impfschutz mittlerweile ein Licht am Ende des Tunnels sehen, müssen wir realistisch zur Kenntnis nehmen: die Pandemie wird uns auch im nächsten Jahr weiter beschäftigen.

Gerade deshalb brauchen wir auch für die Kindertagesbetreuung eine Perspektive, die durch die nächsten Wochen und Monate trägt. Die Kinder brauchen gerade in diesen schwierigen Zeiten mit vielen Verunsicherungen ihren pädagogischen Alltag in einem gewohnten Rahmen. Kinder haben auch in einer Pandemie das Recht auf frühkindliche Bildung, auf individuelle Förderung, liebevolle Begleitung und Kontakt mit ihren Freundinnen und Freunden. Und deshalb wird es in meiner Verantwortung, wie versprochen, keine landesweiten Schließungen von Kindertagesbetreuungsangeboten geben.

Was aber auch klar ist – und das war es von Anfang an: Der Regelbetrieb in Pandemiezeiten ist kein normaler Regelbetrieb. Er war von Anfang an ein Pandemiebetrieb, der insbesondere den Beschäftigten viel abverlangt. Der Alltag ist anders, es gibt viele neue Herausforderungen, es müssen flexible und kreative Lösungen gefunden werden und es gibt Sorgen und Ängste. Und trotz allem stehen die Leitungen und die Beschäftigten der Kindertageseinrichtungen mit großer fachlicher Expertise und mit Herzblut an der Seite der Kinder. Sie machen das möglich, was möglich ist. Aber es ist in diesen schwierigen Monaten eben nicht alles möglich. Das muss allen zusammen klar sein. Wir sind den Beschäftigten in unseren Kitas zu ganz großem Dank verpflichtet.

Mit den hohen Infektionszahlen der letzten Wochen hat sich die Lage noch einmal verändert. Mit dem insgesamt höheren Infektionsgeschehen waren auch zahlreiche Kindertageseinrichtungen von Infektionen, Quarantänen oder Verdachtsfällen betroffen. Maßnahmen des Infektionsschutzes prägen noch einmal deutlicher den Alltag der Kindertagesbetreuung. Wir haben mit dem Alltagshelfer-Programm bereits Entlastung geschaffen und werden dieses Programm auch im laufenden Kindergartenjahr bis Ende Juli 2021 verlängern. Dennoch ist dies eine Zeit besonderer Herausforderungen. Dabei stellt sich die Lage in den Kitas landesweit sehr unterschiedlich dar. Es gibt Kitas, in denen der Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen weitgehend problemlos lief und läuft und es gibt Kitas, die ihre Belastungsgrenze erreicht und teilweise auch schon überschritten haben.

Über die Situationen vor Ort haben mein Haus und ich uns mit den Trägern, wie seit Beginn der Pandemie, eng ausgetauscht und um Lösungsansätze gerungen. Für den Austausch mit der Praxis habe ich im Herbst außerdem ein Gremium mit Kita-Leitungen ins Leben gerufen. Ich möchte das als Signal auch noch einmal an die Leitungen und Beschäftigten in ganz NRW geben: Ich habe in den vergangenen Wochen Ihre Stimmen gehört und Ihre Situationen gesehen, die einfacheren und die schwierigeren. Aus diesem Austausch und weiteren Gesprächen weiß ich auch, wie souverän und vorausschauend Kita-Leitungen mit ihren Teams den Alltag an die jeweilige Situation angepasst haben.

Das neue Konzept für Kindertageseinrichtungen im Pandemiebetrieb, das zeitgleich mit diesem Schreiben veröffentlicht wird, soll Sie dabei unterstützen. Es zeigt Gestaltungsspielräume auf und erleichtert deren Anwendung. Es sichert in diesem Fall auch die Weiterfinanzierung. Und es soll in der Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtung und Eltern Klarheit darüber schaffen, welche Anpassungen im täglichen Betrieb möglich und ggf. notwendig sind. Welche Maßnahmen vor Ort getroffen werden, muss individuell entschieden werden. Dabei ist jedoch unmissverständlich klar: Das, was Träger und Einrichtungen entscheiden, gilt – sei es in der Umsetzung von Gruppentrennungen, im Umgang mit kranken Kindern oder Anpassungen im pädagogischen Alltag. Diese Entscheidungen haben die volle Rückendeckung des Ministeriums.

Für den Fall, dass diese Anpassungen nicht ausreichen, um die Situation in der Einrichtung zu sichern oder zu entlasten, eröffnen wir Kitas mit einer landesrechtlichen Regelung in der Coronabetreuungsverordnung außerdem die Möglichkeit die Betreuungsumfänge zeitlich und im Umfang begrenzt zu reduzieren. Auch in diesem Fall gilt die Weiterfinanzierungszusage.

Es ist mir ein großes Anliegen, an dieser Stelle Ihnen, liebe Eltern noch einmal klar zu sagen und zu versichern: Diese kitascharfen Einschränkungen sind das letzte Mittel in sehr angespannten Situationen. Sie dienen dazu, den Betreuungsanspruch grundsätzlich aufrechtzuerhalten. Und sie sind im Umfang auf sechs Stunden die Woche begrenzt. Das ist mir sehr wichtig. Denn ich bin mir absolut im Klaren darüber, dass Ihnen die Coronapandemie in den letzten Monaten viel abverlangt hat. Sie haben im Lockdown im Frühjahr alles gegeben. Vielfach sind Ihre Reserven an Urlaubs- und Kinderkrankentagen schon stark beansprucht oder gar aufgebraucht. Sie sind dem Druck ausgesetzt, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Dies kann an den Rand der Kräfte führen. Dies gilt für Sie, aber es gilt eben auch für das Personal in den Kitas.

In diesem Sinne:

Liebe Kita-Leitungen,

liebe Beschäftige,

liebe Eltern,

lassen Sie uns jetzt noch stärker zusammenhalten und gemeinsam alle Möglichkeiten nutzen, um unsere Kinder gut durch diese Krise zu bringen. Ich bleibe dabei an Ihrer Seite. Wir werden die Situation und die Umsetzung des Konzeptes laufend beobachten. Wir sind mit den Trägern der Kindertageseinrichtungen für Januar zu einer ersten Auswertung fest verabredet und bleiben auch darüber hinaus im engen Austausch. Seien Sie versichert, dass wir Sie mit Ihren Herausforderungen weiter eng begleiten.

Für die kommenden Feiertage wünsche ich Ihnen trotz der schwierigen Bedingungen eine ruhige und schöne Zeit mit der Familie. Mögen Sie sich alle im Rahmen der Möglichkeiten von diesem so herausfordernden und schwierigen Jahr ein wenig erholen und passen Sie gut aufeinander auf.

Herzliche Grüße

Ihr

Dr. Joachim Stamp

Zurück